Frau Dr. Hackl, Sie sind Ärztin für Allgemeinmedizin und sagen über sich, dass Ihre Leidenschaft der integrativen Medizin gehört.
Das ist richtig. Ich bin Allgemeinmedizinerin und habe 12 Jahre meines Lebens ausschließlich dieses Ansatzes gelernt und gelebt. Durch meinen Werdegang und meine Zusatzausbildungen erhielt ich Einblick und einen großen Erfahrungsschatz in regulationsmedizinischen Ansätzen.
Dieses Wissen in meine Behandlung nicht einzubauen, würde mich derart beschneiden, dass ich mit meiner Arbeit nicht mehr zufrieden sein könnte.
Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin auch sehr dankbar über die Ausbildung zur “klassischen Schulmedizinerin”, nämlich dann, wenn es um Krankheit geht und ein rein regulationsmedizinischer Ansatz zwar nicht wirkungslos ist, aber allein keine Heilung versprechen darf. Daher ist für mich der integrative Ansatz mit Einbeziehung der Schulmedizin von großer Wichtigkeit.
Vielfach leiden Menschen aber an Vorboten von Krankheit, auch Befindlichkeitsstörung genannt. Schmerzen, Durchfall, Verstopfung, saures Aufstoßen, Erschöpfung, Schwindel und Benommenheit, allergische oder entzündliche Reaktionen gehören in diese Kategorie der Symptome und sollten uns Ärzte rasch dazu auffordern, uns auf Ursachensuche im Körper zu begeben. Können diese nicht behoben werden, droht der Körper im weiteren Verlauf zu erkranken.
Die integrative Medizin liefert die “Klaviatur”, um alle Oktaven zu spielen.
Wie kam es zu dieser Entwicklung und was waren die entscheidenden Stationen auf diesem Weg?
Nach der Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin im Krankenhaus Wörgl und Krankenhaus Dornbirn stand ich vor der Entscheidung eine Fachrichtung zu erlernen und im Krankenhaus zu bleiben oder mich um unsere damals noch 3 kleinen Söhne zu kümmern. Ich entschied mich für unsere Kinder und so kam damals auch eine Kassenarztpraxis für Allgemeinmedizin für mich nicht in Frage. Nach 8 Monaten reiner Familienzeit wehte abermals “ein leises Lüftchen” zu mir, im Gesundheitszentrum Rickatschwende mit Schwerpunkt FX Mayr Therapie halbtags zu arbeiten. Ich entschied mich dafür und habe es nie bereut, da ich hier die Möglichkeit hatte mit Patienten durch integrative Therapien an ihren Problemen über Wochen zu arbeiten, um dann selbst zu erfahren, dass wir das Grundproblem des Körpers verstehen und auch daran arbeiten müssen, um uns der Gesundheit wieder zu nähern.
Nach 10 Jahren Rickatschwende mit komplexer Ausbildung und Erfahrung in regulationsmedizinischen Therapien waren unsere Söhne und auch ich so weit, dass ich mir meinen Traum einer eigenen Ordination erfüllen konnte. Ich wollte vor allem die derzeitigen Möglichkeiten in der Diagnostik vollends ausschöpfen und wusste, dass ich dies nur in Form einer eigenen Praxis würde tun können.
Sie sprechen von Befindlichkeitsstörungen, die wir durch frühzeitige Behandlung noch völlig beheben können und von Krankheit, welche Sie eher als Endpunkt im Körper sehen. Können Sie diese Differenzierung noch genauer erklären?
Gerne, denn diese Differenzierung enthält im Wesentlichen jenen Ansatz, auf dem meine ganze Praxis aufgebaut ist.
Krankheit ist aus meiner Sicht ein Zustand außerhalb des Regulationsvermögens des Körpers. Es kommt durch mechanische, chemische oder physikalische Einwirkungen zu Entzündung, Zerstörung und Vernarbung von Organstrukturen und endet möglicherweise in einem lebensbedrohlichen Zustand. Ich als Ärztin muss hier den “Faktor Zeit” mit einberechnen und rasch handeln und kann durch medikamentöse und chirurgische Therapien das Leben des Patienten verlängern oder gar retten. Dies gilt es also einzuordnen und abzuschätzen und auch anzuerkennen, wenn spezialisierte Ärzte hinzugezogen werden müssen.
Krankheit bedeutet somit eine Eskalation des Körpers, nach dem er alle seine Ressourcen ausgeschöpft hat und kommt in den meisten Fällen nicht über Nacht. Vielmehr sind die Vorboten schon Jahre zuvor zumindest für den Patienten spürbar und bei genauem Hinsehen auch für den Arzt sichtbar. Der Patient sucht in dieser Zeit meist den Arzt mehrfach mit den Worten auf: “ Irgendetwas stimmt nicht mehr mit mir, ich kann nur nicht genau sagen was, aber ich habe plötzlich diese und diese Symptome!” Dies ist der Zeitpunkt an dem wir Ärzte zu handeln beginnen müssen und dazu braucht es ein vertieftes Wissen in die Funktionssysteme des Körpers, wie Verdauung, Herzkreislaufsystem, Hormonsystem und Nervensystem, aber auch welche Nährstoffe für den Köper für diese Funktionen benötigt werden. Über spezielle Diagnostik können wir genau diese Funktionsstörungen ausfindig machen und eben sehr früh therapieren.
Sie haben arbeiten in Ihrer Praxis mit Therapeuten zusammen, warum ist Ihnen das wichtig?
Neben der ärztlichen Untersuchung und Therapie braucht der Mensch vor allem Behandlung durch Berührung, um Gesundheit zu stabilisieren. Durch den eigenen Erfahrungsschatz unserer langjährig tätigen Therapeuten, wird Berührung in Form von Therapie ein Heilungsakt auf integrativer Ebene. Durch diese Berührung in den unterschiedlichsten Formen wird ein Reiz auf den Körper ausgeübt, der zum Ziel hat, die Information im Körper zu ändern und zu stabilisieren. Durch die Kombination von Arzt und Therapeut wird aus unserer Sicht das Puzzle einer guten Behandlung erst vollständig.
Was sind Ihre Ziele in naher und ferner Zukunft?
Mein Ziel in naher Zukunft ist es einen Raum für Menschen zu schaffen, mit denen ich interdisziplinär zusammenarbeite, um meine Vision umsetzen. In ferner Zukunft sehe ich selbst durch diese Arbeit mit Physiotherapeuten, Osteopathen und Therapeuten wachsen und die Ordination zum Wohle jedes einzelnen Patienten zum Blühen gebracht haben. Stellen sie sich vor, in welch einer Gesellschaft wir leben würden und welche Möglichkeiten diese Gesellschaft hätte, wenn wir uns auf einem Maximum an Gesundheit bewegen würden. Unsere Kinder würden durch gesunde Erwachsene lernen sich an ihre körperlichen und auch geistigen Grenzen zu wagen. Das Leben in dieser Form auszuschöpfen ist nur in Gesundheit möglich und benötigt daher auch Fokus auf unseren Körper, dem wir nur allzu gerne den letzten Platz in unserem Leben zuweisen. Wir alle kennen dieses Problem!
Wir wünschen uns einfach, die Menschen von Dornbirn und Umgebung somit etwas gesünder machen zu können!
Vita
Ärztin für Allgemeinmedizin seit 1997, Mitglied in der VGAM (Vorarlberger Gesellschaft für Allgemeinmedizin)
Turnus in Wörgl und Krankenhaus Dornbirn
10-jährige Tätigkeit im Kurhaus Rickatschwende mit Schwerpunkt FX Mayr Therapie - Spezialisierung auf Darmgesundheit und Allergieabklärung - Mitglied in der FX Mayr Gesellschaft
Diplom der österreichischen Ärztekammer in Neuraltherapie
Diplom der österreichischen Ärztekammer in orthomolekularer Medizin und Nahrungsergänzung
Akupunktur - Mitglied der Gesellschaft für Akupunktur
Mikroimmuntherapie - Mitglied der Gesellschaft von Mikroimmuntherapie
Zahlreiche Fortbildungen in Form von Kongressen und Workshops im Bereich Regulationsmedizin im In- und Ausland