11/01/2024 von Ingrid Appel, medizinische Masseurin
Bindegewebszonenmassage nach Dicke
Die Bindegewebsmassage (auch subkutane Reflextherapie (SRT) genannt) wurde 1929 von Elisabeth Dicke begründet. Es handelt sich um eine Massage, die als Neuraltherapie auf dem Konzept der Headschen Zonen basiert. Es werden hierbei Haut-, Unterhaut und Faszientechniken zur Behandlung der Bindegewebszoneneingesetzt. Über den kuti-viszeralen Reflexbogen wird dabei eine nervös-reflektorische Reaktion auf innere Organe, den Bewegungsapparat und die Haut ausgelöst.
Einsatzgebiet:
Die Bindegewebsmassage wird hauptsächlich eingesetzt, um spinale und periphere Gelenkfunktionsstörungen, Arthrose und rheumatische Erkrankungen, Nervenwurzelschmerzen, Ischialgien und Neuralgien zu behandeln.
Eine Sonderform ist die so genannte Segmentmassage, beruhend auf der Bindegewebsmassage nach Dicke und Leube als Form der Segmenttherapie, bei der einzelne Körpersegmente mit Haut-, Unterhaut- oder Faszientechniken bearbeitet werden. Diese Griffe werden vom Patienten als helles Schneidegefühl wahrgenommen. Die lokale Reaktion besteht aus einer Mehrdurchblutung des Gewebes.
Wirkung und Ziele
Die therapeutische Bedeutung der Bindegewebsmassage besteht in der Möglichkeit, Einfluss auf vegetative Regulationsmechanismen zu nehmen. Über den kuti-viszeralen und kuti-kutanen Reflexbogen erfolgt eine Tonusnormalisierung sowohl der Bindegewebsspannung, als auch der inneren Organe, der Muskulatur, Nerven und Gefäße.
Im Behandlungsbereich erfolgt über die Detonisierung der peripheren Blutgefäße zunächst eine lokale Durchblutungssteigerung. Diese Hyperämie stellt die erste Reaktion da. Im behandelten Hautareal kommt es im Behandlungsverlauf zu einer Normalisierung der Gewebeelastizität. Über den Reflexbogen werden zudem Organfunktionen im Sinne von Vasomotorik, Sekretion und Motilität normalisiert.
Bei funktionellen Schmerzsyndromen ist eine schmerzlindernde Wirkung möglich.
Bindegewebszonen
Die Bindegewebszonen sind weitgehend mit den Headschen Zonen identisch. Charakteristisch an ihnen ist, dass sie keine spontanen Beschwerden verursachen. Erst beim Ertasten und Behandeln treten sie schmerzhaft in Erscheinung. Sie weisen eine erhöhte Spannung auf und haben eine verminderte Verschiebbarkeit.
Folgende Bindegewebszonen gibt es (von kranial nach kaudal): Kopfzonen, Bronchialzone, Armzone, Magenzone, Leberzone, Herzzone, Nierenzone, Darmzone, Genitalzone, Blasenzone sowie Venen-Lymphzone.
Durchführung:
Ausgangspunkt einer jeden Behandlung ist eine ganzkörperliche Betrachtungsweise. Im Mittelpunkt der Befunderhebung steht die Hautfaltentastung nach Kibler, die Häfelin als Erster ab dem Jahre 1980 im Verlauf der Benninghoffschen Spaltlinien erarbeitet. Er geht davon aus, dass die subkutanen Störungen des ganzen Körpers (SubcutaneTurgorveränderungen, Adhäsionen, Narbenstörungen und Sensibilitätsstörungen) untereinander korrespondieren. Speziell für die Lösung von Adhäsionen hat Häfelin ab 1975 die Subcutane Petrissage entwickelt.
Techniken:
Hauttechnik: Flächiges oberflächliches Verschieben in der oberflächlichen Verschiebeschicht der Haut.
Unterhauttechnik erfordert stärkeren Zug. Dabei gilt, je höher die Spannung, desto kürzer die Arbeitsgänge
Faszientechnik am Faszien- und Muskelrand. An den Faszienrändern mit den Fingerkuppen mit kurzen Arbeitsgängen "anhaken". Der Zug ist hier am stärksten.
Reaktionen
Während der Behandlung sollte der Patient ein helles, klares Schneidegefühl in dem behandelten Gewebsbereich verspüren. Dabei gilt je höher die Gewebsspannung, desto größer das Schneidegefühl. Des Weiteren kommt es zu einer temporären Quaddelbildung.
Indikationen
Indikationen der Bindegewebsmassage:
Erkrankungen des Bewegungsapparates: WS-Syndrome, Arthrosen, rheumatische Erkrankungen, nach Traumen
Erkrankungen der inneren Organe: Atemwegserkrankungen, Erkrankungen der Verdauungsorgane, Erkrankungen im urogenitalen Bereich u.a. Entzündungen
Gefäßerkrankung: Funktionelle arterielle Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose, Migräne, postthrombotisches Syndrom
Neurologische Störungen: Paresen, Spastiken, Neuralgien.