Long Covid – ein regulationsmedizinischer Denkansatz

Was ist Long Covid?
Patienten, die eine Covid Erkrankung durchgemacht haben, können, wie nach jeder Virusinfektion, Wochen und Monate an anhaltenden Beschwerden leiden. Dauern diese länger als 8 Wochen an und bestehen keine anderweitigen Erkrankungen, so spricht man von einen Long- Covid Syndrom mit folgenden Symptomen:

"Die wissenschaftliche Datenlage zu Long Covid im Speziellen ist noch dünn. Aber analog zu anderen postviralen Syndromen, wie das Post Lyme Disease Syndrom, dem postgrippalen Erschöpfungszustand oder dem Pfeiferscher Drüsenfieber kann man im Prinzip Long Covid  Symptome unter dem Oberbegriff „Post-viral Fatigue“ zusammenfassen. Im Kern geht es um Müdigkeit und Erschöpfung als Folge einer Virusinfektion. Solche gesundheitlichen Beschwerden sind bei fast allen viralen Erkrankungen bekannt.!"

Und gerade im Bereich von postviralen Erschöpfungszuständen, kann ein regulationsmedizinischer Ansatz erfolgreicher sein als ein klassisch schulmedizinischer.
Diese Tatsache und ein spannendes Interview mit Dr. med. Simon Feldhaus (Arzt für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin), Präsident der Swiss Society for Anti Aging Medicine and Prevention (SSAAMP), haben mich nun dazu veranlasst, zu diesem Thema Stellung zu beziehen. 

 

Hier ein Auszug:
 

Wenn solche Long- oder Post-Symptome schon lange bekannt sind – wie ist man vor Covid-19 damit umgegangen und hat sich im Laufe der Pandemie an der früheren Beurteilung etwas geändert?
Dr. med. Simon Feldhaus: Diese Folgephänomene sind versicherungsrechtlich noch immer nicht allgemein akzeptiert, z.B. nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber, dass durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) hervorgerufen wird. Nach solch einem Infekt sind die Betroffenen oft monatelang sehr müde, erschöpft und nicht mehr leistungsfähig. Weil es bei diesen Patienten heißt, solche Befindlichkeitsstörungen seien nur Kopfsache, also psychosomatisch, sollen sie letztendlich in die Psychiatrie eingewiesen werden. Bei Corona ist das erstaunlicherweise völlig anders. In diesem Fall werden die Symptome als Krankheitsfolge akzeptiert. Bei allen anderen Viren ist es wie bisher – an der Beurteilung der Situation hat sich nichts geändert.

Was ist aus Ihrer Sicht das Spezifische an Long-Covid oder Post-Covid?
Dr. med. Simon Feldhaus: Bei den Coronaviren ist es so, dass sie die Mitochondrien schädigen. In der Regel gelingt es, den Virus zu besiegen. Doch was bleibt, sind geschädigte Mitochondrien. Und das dürfte die eigentliche Ursache für das Post- oder Long-Covid-Syndrom sein: Das Coronavirus hinterlässt eine schwerwiegende mitochondriale Funktionsstörung. Wenn die Zellkraftwerke nicht mehr richtig funktionieren, dann können diverse Organsysteme davon betroffen sein – wenn auch nicht bei jedem Patienten gleich. Mal sind es die Kraftwerke der Nervenzellen, dann riecht jemand nichts mehr. Mal sind es die Kraftwerke im Gehirn, dann ist jemand müde. Mal sind es die Kraftwerke im Herz, dann leidet jemand unter einer Muskelschwäche. So kann von der Symptomatik her ein völlig buntes Bild entstehen. Jeder Mensch ist eben ein bisschen anders.

Wie gehen Sie als Regulationsmediziner dabei konkret vor?
Dr. med. Simon Feldhaus: Unsere Basisdiagnostik beruht auf dem Bioenergetischen Gesundheitsindex, einer hochwertigen und wissenschaftlich fundierten Mitochondrienanalytik. Und dann kommt es ganz auf die individuellen Symptome und Beschwerdebilder an, die ein Patient beschreibt. Ist jemand extrem müde, lustlos und neigt vielleicht zu Depressionen, dann schauen wir uns die Neurotransmitter und die Funktion der Nebennieren genauer an. Klagt jemand über Schmerzen und Entzündlichkeiten, dann richten wir den Fokus auf das Immunsystem. Es geht also um eine Kombination aus Mitochondrien-Diagnostik, individualisierter Zusatzdiagnostik und dem Erkennen allfälliger Defizite oder Mängel in der Versorgung mit Mikronährstoffen. Rein vom Auswirkungsgrad her macht es keinen Unterschied, mit welchem „Post-viral Fatigue“-Syndrom ein Patient zu uns kommt – letztendlich werden alle auf dieser Schiene individuell behandelt.

Welchen Stellenwert hat die Moderne Orthomolekulare Medizin bei der Behandlung des Long-Covid- oder Post-Covid-Syndroms?
Dr. med. Simon Feldhaus: Bei der Behandlung dieser Phänomene spielt die orthomolekulare Medizin die absolut zentrale und nicht verzichtbare Rolle. Nachweisbare Mängel in der Versorgung mit Mikronährstoffen sind bei den meisten Menschen schon vor der Erkrankung vorhanden. Präventiv wird dem leider viel zu wenig Beachtung geschenkt. Und bei der konventionellen Behandlung kommt das ebenfalls nach wie vor viel zu kurz. Wird der Bedarf dann tatsächlich laboranalytisch gemessen, dann begegnet man den üblichen Werten, die klassischerweise zu tief sind, z.B. Vitamin D, Zink, Omega-3-Fettsäuren. Wir sehen auch Mängel in der Versorgung mit Vitamin B12. Das ist durchaus nachvollziehbar, wenn man sich die Krankheitsprozesse etwas genauer anschaut. Der Mikronährstoffstatus ist und bleibt also ein sehr zentrales Thema, vor allem wenn es um die Funktionstüchtigkeit der Mitochondrien geht.

 

Dr. Feldhaus spricht mir aus der Seele, wenn er sagt, dass postvirale Erschöpfungssyndrome von orthomolekularer Diagnostik und Therapie profitieren können. Ich erlebe das in meiner Praxis täglich. Auch um seinen Körper für andere Infektionskrankheiten zu rüsten, ist die Regulationsmedizin nicht mehr für mich wegzudenken!

 

Auch die integrative Medizin ist ein wichtiger rehabilitativer Bestandteil der Rekonvaleszens.
Besonders das Pacing (adäquates Training) in Begleitung von Physiotherapeuten ist eines der wirksamsten Mittel gegen Long Covid.

So lässt sich die Mitochondrienzahl durch adäquates Training sanft wieder erhöhen.

 

Was ist Pacing?
Pacing bedeutet, den Energieverbrauch so zu steuern, dass die Symptome minimiert und die Wahrscheinlichkeit eines "Absturzes" verringert werden, der durch lähmende Müdigkeit und eine Verschlimmerung der bekannten Symptome gekennzeichnet ist. Dieser Zustand kann Tage oder Wochen dauern. Durch das Pacing lernen die Patienten, sich an das anzupassen, was ihr Körper verkraften kann, und gleichzeitig die bestmögliche Funktion unter den gegebenen Umständen zu erhalten.

Die Symptome von Long COVID und die Fähigkeit zur körperlichen und geistigen Anstrengung sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Damit die Pacing-Therapie wirksam ist, muss sie auf den Zustand und das Stadium der Genesung des Patienten abgestimmt sein. Es gibt keine "Einheitsgröße für alle".

Was ist post-exertional Malaise?
Viele ME/CFS-Patienten leiden unter post-exertional Malaise (PEM). Dieser Begriff bezieht sich auf die starke Müdigkeit und die Verschlechterung der Symptome, die nach einer körperlichen oder geistigen Anstrengung auftreten können, die über die derzeitige Toleranzgrenze der Person hinausgeht. Die Symptome können dabei von einigen Stunden bis zu drei Tage lang andauern. Es ist wichtig zu wissen, dass es sich dabei nicht einfach um ein "Müdigkeitsgefühl" handelt. Die Müdigkeit und die anderen Symptome, die durch das post-exertional Malaise hervorgerufen werden, sind schwerwiegend und hindern die Patienten oft daran, überhaupt etwas zu tun. Es ist auch wichtig zu erkennen, dass diese Müdigkeit nicht auf eine Dekonditionierung zurückzuführen ist. Dieser Gedanke kann dazu führen, dass wohlmeinende Therapeuten und Ärzte einen aktiveren Ansatz fördern, der das Problem nur verschlimmert.

Bei körperlicher oder geistiger Aktivität ist es nicht offensichtlich, dass ein Patient "übertreibt". Die verzögerte Natur der post-exertional Malaise bedeutet, dass die Patienten erst im Nachhinein erfahren können, wie viel Aktivität zu viel ist. Dies macht die Interpretation der Symptome und die Änderung der Aktivität sehr schwierig und erfordert einen strukturierten Behandlungsansatz.

Was bewirkt das Pacing?
Das Pacing ermöglicht es den Patienten, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten so einzusetzen, dass sich die Symptome nicht verschlimmern und sie keinen Absturz erleiden. Der Patient lernt, seine Symptome zu interpretieren und sich an seine aktuellen Fähigkeiten anzupassen, ohne seine Aktivitäten völlig einzustellen. Eine völlige Einstellung der Aktivität über einen längeren Zeitraum führt zu einem verschlechterten Gesundheitszustand und einer schweren Dekonditionierung. Eine vorübergehende Einstellung der Aktivität ist jedoch manchmal sinnvoll und notwendig, um die Symptome unter Kontrolle zu bringen.

Wie fange ich mit dem Pacing an?
Der Prozess der Pacing-Therapie erfordert ein wenig ausprobieren, um den berühmten "Sweet Spot" zu finden. Dazu gehört, dass man einen Ausgangswert für die Aktivität findet, den die Patienten gut vertragen.

Das Führen von Aufzeichnungen über die Symptome und die körperliche Aktivität kann sehr hilfreich sein. Anhand dieser Informationen lässt sich interpretieren, wie sich die Aktivität auf die Symptome auswirkt.

Einige Strategien, die von Patienten als hilfreich empfunden werden, sind:

Schreiben Sie alle Aufgaben auf, die Sie derzeit erledigen. Unterteilen Sie diese dann in die Kategorien, was Sie tun MÜSSEN (z. B. Essen, Baden), was Sie tun SOLLEN und was Sie tun WOLLEN. Wenn die Symptome nicht unter Kontrolle sind und Sie eine neue Ausgangsbasis finden müssen, beschränken Sie sich möglicherweise auf die Spalte MUSS.

Machen Sie über den Tag verteilt häufig Pausen. Diese Pausen müssen eingelegt werden, BEVOR die Symptome beginnen. In den Pausen sollten Sie sich sowohl körperlich als auch kognitiv ausruhen. Der kognitive Energieaufwand kann genauso ermüdend sein wie körperliche Aktivität.

Erwägen Sie eine Änderung der Aufgaben. Kleine Änderungen wie das Sitzen bei der Zubereitung einer Mahlzeit können helfen. Suchen Sie nach Möglichkeiten, Ihr Umfeld und Ihre Aufgaben zu verändern, um den Gesamtenergiebedarf zu senken.

Wechseln Sie häufig die Tätigkeiten. Es ist besser, eine langwierige Aufgabe in mehreren Anläufen zu erledigen und dabei Pausen oder weniger anstrengende Aufgaben dazwischen zu legen.

Beobachten Sie Ihre Symptome und passen Sie sie entsprechend an.

Wenn Sie eine Steigerung Ihrer täglichen Aktivität in Erwägung ziehen, sollten Sie diese nur in sehr kleinen Schritten vornehmen und einige Tage abwarten, um die Auswirkungen auf Ihre Symptome zu beurteilen, bevor Sie eine weitere Steigerung vornehmen.

Pacing in moderner Therapie
Pacing ist eine Strategie, die auch in digitalen therapeutischen Maßnahmen Eingang findet. So sind beispielsweise die Therapiepläne der Long COVID-App myReha nach diesem Prinzip aufgebaut. Jeder Tagesplan ist so gestaltet, dass kleinere Therapie-Bits durchgeführt werden können, nach denen einfach zu entscheiden ist, ob man Pause machen möchte oder weitermachen. So kann man sich und seinen Energieaufwand Tag für Tag genau kennenlernt, während man die wissenschaftlich fundierten Übungen innerhalb der myReha App durchführt. Der Therapieplan ist dank modernen Algorithmen so gestaltet, dass er mit einem mitlernt. Die zertifizierte Therapie-App passt den Therapieplan also laufend, intelligent und automatisch an, damit man das für den Moment ideale kognitive Training durchführen kann.

 

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