01/02/2023 von Dr. Verena Hackl
Chronische Erschöpfung - immer psychisch?
Erschöpfungszustände sind Folge von Stress und Überforderung auf verschiedensten Ebenen.
Stress auf psychischer Ebene lässt sich von Stress auf körperlicher Ebene aber nicht trennen. Auf körperlicher Ebene führt er in eine für den Körper ungünstige Stoffwechsellage, die die Erschöpfung dauerhaft unterhält. Es entsteht ein sogenannter nitrosativer Stress, der viele Hormone und Enzyme im Körper, vor allem die der Energieproduktion, schädigt. Somit steht hinter der Erschöpfung meist ein "wahrer" Energiemangel.
Nicht immer ist es rein psychischer Stress, der uns in eine Erschöpfung führt, sondern oft steht im Vordergrund ein körperliches Stressproblem, wie z.B.....
- Schilddrüsenunterfunktion
Prävalenz: 5-10% der auf dieses Krankheitsbild durchuntersuchten Menschen
Frauen sind 10- 20 x häufiger betroffen als Männer, Häufigkeit nimmt zu
Hashimotothyreoditis (Autoimmunerkrankung) ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsen-Unterfunktion , 7 von 8 der Unterfunktionen sind autoimmun.
Oft bei Mädchen oder jungen Frauen, die die Pille einnehmen, da es hier zu einer Östrogendominanz kommt und dieses hormonelle Ungleichgewicht auch den Hornhaushalt der Schilddrüse beeinflusst, nicht autoimmun.
- Störungen des Verdauungssystems mit Veränderung des Mikrobioms
Ein durchlässiger Darm führt durch bakterielle Lipoploysaccharide (Bestandteile der Bakterien die eine Entzündung im Körper induzieren) zu nitrosativen Stress mit weitreichenden Störungen, die in Erschöpfung führen.
Ein zu viel an Kohlehydraten und die darauffolgende Fressnarkose
Ein zu viel an Kohlehydraten führt in eine metabolisch Azidose auf Grund einer anaeroben Glykolyse und somit in einen Energiemangel (= ATP Mangel)
Leitsymptome Kohlehydratintoleranz:
Erschöpfung / Schlaflosigkeit
Nervosität / Reizbarkeit / Depressionen
Schwindel / Schwächegefühl
Verschwommensehen / unscharfes Sehen
Blähungen / Bauchkrämpfe / Durchfall
Gesichtsröte / Schweißausbrüche
Kopfschmerz
Prickeln oder Taubheitsgefühl in den Händen
Konzentrationsschwierigkeiten
Generelle Muskelsteifigkeit
Herzklopfen / Herzrasen
Panikattacken / Angstattacken
Alpträume und schwere Schlafstörungen
Schwächegefühl und Ohnmachtsanfälle
Zitternde Hände / innerliches Zittern
- Mitochondriopathie und nitrosativer Stress (NO=Stickoxid)
Nitrosativer Stress ist eine Form von oxidativem Stress, jedoch sind es hier nicht Sauerstoff-Radikale, die den Organismus belasten, sondern eine überschießende Produktion von Stickstoffmonoxid-Radikalen (chemisch: NO). Durch das Überangebot von NO-Radikalen und die vermehrte Bildung von gefährlichen Folgeprodukten,wie dem hochgiftige Peroxinitrit, können Zellen, Membranen und DNA geschädigt werden und eine ganze Reihe von Krankheiten und Symptomen entstehen.
So wird bei Entzündungsreaktionen (akut und chronisch, Infektionen, Multiple Sklerose, Autoimmunerkrankungen), Entzündungen des Magen- Darm- Traktes (Colitis, M. Crohn), neurodegenerativen Erkrankungen (wie z.B. Alzheimer oder Parkinson), Asthma, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch bei Erkrankungen der Haut (Schuppenflechte, Sonnenbrand) vermehrt NO produziert.
Nitrosativer Stress hemmt eisenhaltige Enzyme, hat Einfluss auf die Synthese der Schilddrüsenhormone und stört wichtige Entgiftungsenzyme des Körpers. Durch die mögliche Hemmung verschiedener Botenstoffe im Nervensystem findet man beim NO-Stress oft eine enge Verbindung zum Neurostress.
Da NO auch reversibel Enzyme der Mitochondrien hemmt (die kleinen „Kraftwerke der Zelle“), sind in diesem Zusammenhang vor allem Störungen bei der Energiegewinnung ein zentrales Problem für den Körper.
Bei übermäßiger Stickstoffmonoxid- Synthese können Proteine, Fette und Aminosäuren nicht mehr energetisch verwertet werden und das daraus resultierende große Energieproblem zwingt den Körper zur verstärkten Aktivierung von Energiereserven, was zur chronischen Erschöpfung und der Inakzeptanz sportlicher Betätigung wesentlich beiträgt. Nach sportlicher Betätigung steht die anschließende Erschöpfung in keinem Verhältnis zum Ausmaß des durchgeführten Trainings. Auch eine große morgendliche Müdigkeit trotz ausreichender Nachtruhe kann ein Hinweis auf nitrosativen Stress sein.
- Infektionen und Mikronährstoffmangel unter halten nitrosativen Stress
Wenn wir durch Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten angegriffen werden, wird das Immunsystem und auch das Entzündungssystem aktiviert. Gerade dann kommt es im Körper zu nitrosativen Stress, der nach Infekten in eine länger dauernde Erschöpfung führen kann. Oft entstehen sie in Kombination mit Mikronährstoffmangel, deren Substitution auch gleichzeitig die Therapie darstellt.
Dauerstress war nie gedacht!!!
Haben wir Stress im Kopf, so haben wir gleichzeitig auch ein körperliches Stressmuster und auch umgekehrt, haben wir körperlichen Stress, so wird sich dieser auch auf psychischer Ebene auswirken, wir fühlen uns unbehaglich bis wirklich gestresst.
Und Stress bewirkt als Erstreaktion auf körperlicher Ebene immer das gleiche und macht als kurz gedachte Reaktion auch Sinn, damit wir die stressende Situationen rasch meistern können.
Nitrosativer Stress, Tryptophan und Tyrosin
Durch nitrosativen Stress und sein Folgeprodukt Peroxinitrit werden die wichtigen Aminosäuren Tryptophan und Tyrosin unwirksam gemacht. Diese spielen jedoch eine entscheidende Rolle bei der Synthese mehrerer Neurotransmitter und Hormone:
Aminosäure
Botenstoffe
Tryptophan
Serotonin, Melatonin
Tyrosin
Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin, Melanin
Die Hemmung dieser Botenstoffe führt zu einer ganzen Reihe von Symptomen: Serotonin und Dopamin gelten umgangssprachlich als „Glückshormone“, weil sie großen Einfluss auf Stimmung, Motivation und psychische Stabilität haben. Serotonin und Melatonin regeln den Schlaf-Wach-Rhythmus. Gemeinsam haben die Botenstoffe großen Einfluss auf Blutdruck und das Zentralnervensystem.
Nebenniere erschöpft sich
Cortisol- und DHEA Mangel, Adrenalin und Noradrenalinmangel oder Missverhältnis
Zentralnervensystem
Serotonin und Melatoninmangel
Schilddrüse wird angegriffen
Nebenniere und Schilddrüse sind eng miteinander verknüpft. Häufig kommt es durch mehrere komplexe Faktoren auf Stoffwechselebene zu einer autoimmunen Reaktion und damit zu einer sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis.
Erweiterte Labordiagnostik ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen
Hinter Erschöpfung kann sehr viel "Körperliches" verbergen. Wenn dieses nicht behoben wird, nützt auch die beste Psychotherapie oder der beste Motivationscoach nicht.
Labortest:
Nitrosativer Stress , Schildrüsenwerte, Nebennierenanalytik, Mikronährstoffe, Mikrobiomanalysen über unser Partnerlabor GANZIMMUN.
Die Behandlung
Nitrosativer Stress wird selten erkannt und viele Patienten mit der Aussage ihre Symptome seien „psychosomatisch“ wieder nach Hause geschickt. Oftmals entstehen dadurch jahrelange chronische Leiden, oder sogar Fehldiagnosen und -behandlungen. Dies ist um so trauriger, als dass sich nitrosativer Stress heute recht gut allein mit Nährstoffen behandeln lässt. Nachdem der Auslöser beseitigt wurde, ist es dazu nötig, den Teufelskreislauf zu durchbrechen und die in seinem Verlauf verbrauchten Nährstoffe wieder aufzufüllen. Die Therapie hat dabei drei wichtige Pfeiler:
1. Behandlung des Auslösers
2. Verzicht auf alle Faktoren, die den Kreislauf weiter befeuern könnten.
– konventionell angebautes Gemüse
– geräucherte Nahrungsmittel
– Tabakrauch
– Glutamat und Aspartat
– Medikamente, sofern möglich
– Stress und Überlastung (psychisch wie körperlich)
– herkömmliche Kosmetika
3. Durchbrechen des Kreislaufs
– Vitamin B12 hochdosiert
– Vitamin-Mix: B-Vitamine, Vitamin C, E, A und D
– Mineralien und Spurenelemente: Zink, Selen, Magnesium, Mangan, Kupfer
– Nährstoffe: Alpha-Liponsäure, Bioflavonoide, Cystein, Kurkumin, Omega-3-Fettsäuren, Q10
– Hormone/Antioxidatien: Melatonin, Glutathion
·